Es war zu der Zeit nachdem die Finsternis in das Land Orbos eingefallen und viel Leid über alle Lande gebracht hatte. Der Hochkönig war umgekommen und mit ihm der Thronrat, zahllose Flüchtlinge suchten eine neue Bleibe und brachten Besessenheit und Pestilenz in die Lande Ma’Lakors. Doch was verheerender war als alle Krankheit, die sie mitbrachten, das war die Angst.
Aus den grauenhaften Schilderungen erwuchs eine tiefe Furcht und aus dieser Angst erwuchs Hass. So traten in ganz Ma’Lakor fanatische Prediger auf, die behaupteten die Schuldigen für alles Leid gefunden zu haben. Allerorts kam es zu grausamer Folter, Verbrennungen und Lynchmord. Die Provinzherrscher aber waren ebenso uneins und so zog auch Krieg über das Land. So wirksam war das Wirken Uzokis, des Flüsterers, des Gottes der boshaften Lüge und der Intrige, dass die Könige einander bekämpften, Grafschaften, Baronien ja sogar Städte und Dörfer einander mit Feuer und Schwert bekriegten. Missernten, Hochwasser und Unwetter mehrten das Leid der Menschen und nur wenige hatten noch Hoffnung.
Da aber war Kandrin ein junger Ritter aus Wiss’Cai, der zur Ehrenwache des Wiss Caischen Vertreters im Thronrat berufen wurde. Kandrin kam also zum Sitz des Thronrates, der zu dieser Zeit in einer Wasserburg tagte, in einem See zwischen Malatien, Ap’Lidan und Wiss’Cai. Und im Hof dieser Burg waren versammelt die edelsten Ritter aus ganz Ma’Lakor, als Ehrenwachen der Abgesandten.
Hier musste Kandrin erleben, wie der Thronrat sich in internem Zwist und intriganten Ränkespielen erging, unfähig dem Chaos im Reich Einhalt zu gebieten.

Eines Morgens, als die Sonne noch hinter den Bergen stand, da brachte ein Botenreiter dem Thronrat Kunde von Horden, welche in die Stadt Selnbrück in Honneburg angegriffen hatten und den elbischen Obstwald schändeten. Doch obwohl der Bote eindringlich flehte, so wollte der Thronrat ihn nicht einmal anhören.
Denn es war ein Streit um die Sitzordnung der Abgesandten entbrannt und so weigerten sich die Abgesandten den Ratssaal zu betreten. Als der Bote sich aber in seiner Verzweiflung ereiferte, da wurde er von den Ratswachen gefasst und in den Staub des Burghofes geworfen.
Kandrin wurde von der Verzweiflung des Boten so tief berührt, dass er seine Stimme erhob und die Ritter aus den Gefolgen der Abgesandt aufforderte ihm nach Honneburg zu folgen. Überliefert ist der Satz: “Honneburg brennt und dies Geschwätz wird es nicht löschen! Wer Worte will, der möge bleiben, wer Taten will, der folge mir.“
Und so stand Kandrin auf einer Zinne und hinter ihm loderten die Flammen der aufgehenden Sonne. Und während er sprach, da wich die Finsternis und ein erster gleißender Sonnenstrahl traf den Burghof.

Es waren nicht viele Ritter die ihm folgten, der Legende nach nur fünf, doch allein das Eintreffen der Ritter aus verschiedenen Ländern Ma’Lakors machte den Honneburgern Mut und trieb die Plünderer zur Flucht. So ritten die Sechs wieder zum Sitz des Thronrates, wo alle Fraktionen bemüht waren, den Sieg der Sechs zu ihrem eigenen Vorteil zu benutzen. Doch Kandrin blieb unbeirrt und standhaft in seiner Überzeugung.
Die Ritter aber, die Kandrin nach Honneburg gefolgt waren, wurden von ihren Landesherren entrechtet und verstoßen. Da trat auch Kandrin alle Titel und Besitztümer ab und kleidete sich und seine Gefolgsleute in schwarze Wappenröcke, um die Trauer über den Zustand des Reiches zu symbolisierten. Zum Zeichen ihrer Verbundenheit wurde ein Goldenes Band über die Brust gelegt und in Hoffnung auf einen neuen Hochkönig, eine güldene Krone auf die rechte Brust gesetzt.

Und als der nächste Bote kam und Kunde brachte von der Belagerung der Stadt Veerburg, da blickte Kandrin nur mit Abscheu auf die versammelten Ritter, die in Scham den Kopf senkten, denn keiner von ihnen vermochte es Kandrins Blick zu erwidern. Und so brachen die Sechs wieder alleine auf. Und sie erschlugen den Anführer der Belagerer und viele Ritter, aber auch Gemeine der belagerten Stadt schlossen sich Kandrin an. So folgte eine ruhmreiche Tat der nächsten und bald schon war der Wappenrock der Sechs ein Symbol der Hoffnung und der Gerechtigkeit. Immer mehr Ritter und Gemeine schlossen sich Kandrins Truppen an und schließlich wurde er von den Königen Ma’Lakors zum ersten Hochkönig des neuen Reiches gewählt. Seine Gefolgsleute aber wurden zur Elitegarde des Hochkönigreiches, die heute noch aus Rittern aller Länder Ma’Lakors rekrutiert wird.
So aber kehrte wieder Friede ein in die Lande Ma’Lakors und die Not hatte ein Ende. Oft noch ist in Liedern und Legenden zu hören von der güldenen Zeit der Regierung Kandrins.
Und noch heute gilt das Jahr in dem er den Thron bestieg als Jahr 1 in der Zählung Ma’Lakors.

 



Zu alter Zeit als Streit und Harm
statt Hoffnung in den Herzen brannte
Zu dieser Zeit der Eine kam,
der Götterkönigs Weg erkannte

Starker Arm fuhr einst hernieder
schnitt die Furcht, zerschlug das Leid
freude wär’s erschien er wieder
künde von der alten Zeit

Edle Klinge bleibt verschollen
verloren einst von Menschenhand
da Liebe ward zu finster Grollen
Schatten fiel auf edles Land

Wenn treue Recken selbstlos streiten
für fremdes Volk in fernem Land
das Sonnenschwert wird Weg bereiten
erscheinen in des Ersten Hand

Auf blutig Feld in fernem Lande
wenn edles Streiters Zuversicht
erinnert sich an alte Bande
Maganor erstrahlt im Licht



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